Verfasst von: Janina Horn
Lesezeit: 14 Minuten
Veröffentlicht am: 17.05.2024
Verfasst von: Janina Horn
Lesezeit: 14 Minuten
Veröffentlicht am: 17.05.2024
Die Möglichkeit, medizinisches Cannabis auf Rezept zu verschreiben, hat seit der Legalisierung enorm an Bedeutung gewonnen.
Diese Entwicklung geht einher mit einem wachsenden Verständnis für die therapeutischen Möglichkeiten von Cannabis bei verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen. Patienten, die von herkömmlichen Therapien nicht ausreichend profitieren oder diese nicht vertragen, sehen in medizinischem Cannabis oft eine vielversprechende Alternative.
In diesem Artikel finden Sie einen Überblick über den Prozess der Verschreibung von medizinischem Cannabis geben, die Voraussetzungen für den Erhalt eines Cannabis-Rezepts und mögliche Herausforderungen, die Patienten und Ärzte während dieses Prozesses möglicherweise bewältigen müssen.
Möchten Sie einen Antrag auf Verschreibung von medizinischem Cannabis auf Rezept stellen oder werden gebeten, diesen für einen Patienten zu erstellen, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Schwere Erkrankung: Die Patienten müssen an einer schwerwiegenden Erkrankung leiden, die entweder lebensbedrohlich ist oder die Lebensqualität dauerhaft und nachhaltig beeinträchtigt.
2. Ausschöpfung von Standardtherapien: Alle verfügbaren Standardtherapien müssen bereits eingesetzt worden sein und entweder nicht ausreichend wirksam, nicht verträglich oder nicht anwendbar sein.
3. Nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung: Es muss eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome bestehen.
4. Ärztliche Empfehlung und Antrag: Die Behandlung mit medizinischem Cannabis muss von einem Arzt oder einer Ärztin befürwortet werden. Vor Therapiebeginn muss ein ärztlich unterstützter und ausführlich begründeter Antrag auf Genehmigung bei der Krankenkasse gestellt werden.
Zusätzlich sollten andere Therapien nicht zur Verfügung stehen oder im Einzelfall nicht angewendet werden können.
Die Entscheidung, medizinisches Cannabis auf Rezept zu verschreiben, liegt letztendlich im Ermessen des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin.
Es sprechen verschiedene Gründe sowohl für als auch gegen eine Therapie mit Cannabis. Damit Sie Ihren Patienten die richtige Behandlung verschreiben können, finden Sie hier eine Übersicht:
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: Cannabis kann mit anderen Medikamenten interagieren, insbesondere mit Substanzen, die das zentrale Nervensystem beeinflussen, und unerwünschte Wirkungen oder Veränderungen der Medikamentenwirkung verursachen.
Medizinisches Cannabis wird bei vielen Krankheiten verschrieben, darunter vor allem:
Medizinisches Cannabis wird zunehmend als therapeutische Option bei verschiedenen Erkrankungen betrachtet. Der Gesetzgeber in Deutschland macht keine spezifischen Vorgaben dazu, wann es eingesetzt werden kann. In erster Linie muss es sich um eine schwerwiegende Erkrankung handeln, für die keine andere Therapiealternative besteht.
Untersuchungen und Studien haben gezeigt, dass medizinisches Cannabis bei einer Reihe von Erkrankungen zur Linderung von Beschwerden eingesetzt werden kann.
Eine Analyse der Techniker Krankenkasse ergab, dass es insbesondere bei chronischen Schmerzen, Spastizität bei Multipler Sklerose und Paraplegie, Epilepsie, Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie sowie zur Appetitsteigerung bei HIV/AIDS indiziert sein kann.
Zusätzlich dazu zeigen Studien vielversprechende Ergebnisse bei neuropathischen Schmerzen und Tumorschmerzen. Bei Multipler Sklerose können sowohl Schmerzen als auch Spastiken durch medizinisches Cannabis gelindert werden. Darüber hinaus kann es in der Schmerztherapie eingesetzt werden, um die Einnahme von Opioiden zu reduzieren oder zu ersetzen.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass medizinisches Cannabis bei der Behandlung von Angststörungen und anderen psychischen Problemen wirksam sein könnte, jedoch sind weitere klinische Studien erforderlich, um diese Ergebnisse final zu bestätigen.
Tierversuche legen außerdem nahe, dass Cannabis positive Auswirkungen auf die Behandlung von Arteriosklerose haben könnte und somit möglicherweise Herzinfarkten vorbeugen könnte.
Kommt ein Patient zu Ihnen und bittet Sie um ein Cannabis-Rezept, gehen Sie nach folgendem Ablauf vor:
Um die passende Sorte und Dosierung zu finden, ist es empfehlenswert, mit einem Experten für medizinisches Cannabis zu sprechen. Dies können Sie schnell, einfach und kostenlos über die Cannamedical Service-Hotline tun, die sich konkret an Ärzte und Apotheker richtet.
Häufig stellt sich auch die Frage, welcher Arzt Cannabis verschreiben darf. Die Antwort ist ganz einfach:
Ein Cannabis-Rezept kann von jedem Arzt ausgestellt werden, der eine ärztliche Zulassung besitzt. Das umfasst Hausärzte sowie Fachärzte in verschiedenen medizinischen Bereichen wie Schmerztherapie, Neurologie, Onkologie, Palliativmedizin und Psychiatrie.
Bei einem Cannabis-Rezept fallen für den Patienten verschiedene Kosten an:
Es ist ratsam, dem Patienten zu empfehlen, sich im Vorfeld genau über die Kosten und Möglichkeiten der Kostenerstattung durch die Krankenkasse zu informieren.
Wenn ein Antrag auf medizinisches Cannabis abgelehnt wurde, kann dies verschiedene Gründe haben:
Mangelnde Unterstützung durch den Medizinischen Dienst: Wenn der Medizinische Dienst der Krankenkasse (MDK) oder ein vergleichbares Gutachtergremium zu dem Schluss kommt, dass die Voraussetzungen für eine Kostenübernahme nicht erfüllt sind, könnte der Antrag abgelehnt werden.
Seit dem 1. April 2024 können Ärzte in Deutschland Cannabis zu medizinischen Zwecken auf einem normalen Rezept verordnen. Diese Änderung ist Teil des neuen „Gesetzes zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften“ (Cannabisgesetz), das von Bundestag und Bundesrat verabschiedet wurde.
Mit diesem Gesetz unterliegt die Verordnung von Cannabisarzneimitteln nicht länger dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG), sondern dem neuen „Gesetz zur Versorgung mit Cannabis zu medizinischen und medizinisch-wissenschaftlichen Zwecken“.
Somit ist ein Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) für die Verordnung von Medizinalcannabis nicht mehr notwendig.
Eine Ausnahme bildet der Wirkstoff Nabilon (Handelsname Canemes), der weiterhin auf dem BtM-Rezept verordnet werden muss. Nabilon ist ein synthetisches Cannabinoid, das strukturell dem THC ähnelt und in Anlage III des BtMG aufgeführt bleibt. Dies bedeutet, dass Nabilon, im Gegensatz zu Dronabinol und getrockneten Cannabisblüten oder -extrakten, weiterhin strengen betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften unterliegt.
Für Ärzte und Apotheker ist es wichtig zu wissen, dass Patienten mit einer schwerwiegenden Erkrankung seit März 2017 unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf die Versorgung mit Cannabis haben.
Haus- und Fachärzte dürfen getrocknete Cannabisblüten und -extrakte sowie Arzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabilon verordnen, wobei die Krankenkassen im Regelfall die Kosten übernehmen.
Vor der erstmaligen Verordnung muss der Patient die Genehmigung seiner Krankenkasse einholen, außer in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. Bei der Verordnung von Cannabisblüten ist eine Begründung notwendig und das Wirtschaftlichkeitsgebot ist stets zu beachten.
Medizinisches Cannabis auf Rezept ist eine wichtige Option für Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen, wenn andere Therapien nicht ausreichend wirksam sind.
Trotz strenger Voraussetzungen und Genehmigungsverfahren ist der Zugang zu medizinischem Cannabis für Patienten, die es benötigen, in Deutschland grundsätzlich möglich.
Die Möglichkeit, medizinisches Cannabis auf Rezept zu erhalten, bietet Patienten die Chance auf eine verbesserte Lebensqualität und eine effektive Behandlung ihrer Symptome.
Die Ablehnung eines Antrags auf medizinisches Cannabis sollte nicht als endgültiges Hindernis betrachtet werden, sondern kann oft durch Klärung oder Ergänzung von Unterlagen überwunden werden.
Insgesamt zeigt sich, dass medizinisches Cannabis bei bestimmten Indikationen eine wirksame und sinnvolle Therapieoption darstellt, die bei Notwendigkeit und unter ärztlicher Aufsicht verfügbar ist.
Im Folgenden finden Sie Antworten auf weitere Fragen zum Thema “Medizinisches Cannabis auf Rezept”.
Eine Verordnung ist die ärztliche Ausstellung eines Rezepts für ein Medikament oder eine Therapie. Wenn es sich um medizinisches Cannabis handelt, muss die Krankenkasse die Kostenübernahme prüfen.
Medizinisches Cannabis enthält unter anderem die Wirkstoffe THC und CBD. Mögliche Nebenwirkungen können Schwindel, Müdigkeit oder Appetitlosigkeit sein.
Ärzte können in Deutschland seit März 2017 medizinisches Cannabis verordnen, wenn es sich um Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen handelt.
Die Verordnung von Cannabis als Medizin erfordert spezielle Genehmigungen und Vorschriften aufgrund der Besonderheiten des Wirkstoffs und der Zubereitung.
Die Kostenübernahme für eine Therapie mit medizinischem Cannabis wird von der Krankenkasse geprüft und kann unter bestimmten Voraussetzungen übernommen werden.
Ärzte müssen über die Wirkstoffe, mögliche Anwendungsgebiete und die gesetzlichen Vorschriften zur Verordnung von medizinischem Cannabis informiert sein.
Die Teil-Legalisierung von Cannabis hat die Verordnung von medizinischem Cannabis für bestimmte Anwendungsgebiete ermöglicht, unterliegt jedoch weiteren gesetzlichen Vorgaben.
Bisher musste ich medizinisches Cannabis über ein Betäubungsmittelrezept verschreiben. Das hat den Praxisablauf erschwert, weil das ein anderes Formular und ein anderes Vorgehen ist. Jetzt geht dies auch über das für alle Medikamente übliche E-Rezept. Das entbindet uns Ärzte natürlich nicht von der Verpflichtung, einzuschätzen, für welche Patienten das infrage kommt und für welche nicht.